Nachhaltig reisen nach Skandinavien – Fakten statt Mythen
Einleitung
Die Schweiz diskutiert aktuell kontrovers über die geplante Nachtzugverbindung von Basel über Kopenhagen nach Malmö. Diese neue Route für täglich 350 Fahrgäste eröffnet umweltbewussten Ferien- und Geschäftsreisenden eine attraktive Alternative zum Flugzeug. Doch wie klimafreundlich ist der Nachtzug wirklich?
Hintergrund und Kritik:
In den Medien wird die Umweltleistung von Nachtzügen kontrovers diskutiert. Kritiker bemängeln vor allem die hohen Kosten und Subventionen. ESU-services hat eine Klimabilanz für verschiedene Reiseszenarien erstellt – basierend auf fundierten Ökobilanzdaten.

Annahmen zur Sachbilanz:
Hier sind die wichtigsten Annahmen für die Ökobilanz des Nachtzuges zusammengefasst:
Auslastung:
- Annahme einer relativ hohen Auslastung (ca. 60 %), da Nachtzüge häufig ausgebucht sind.
- Neue ÖBB-Nachtzüge haben weniger Plätze pro Wagen als Tagzüge (ca. 2/3 der Kapazität eines ICE).
Energiebedarf:
- Nachtzüge fahren langsamer (meist bis 160 km/h, selten bis 230 km/h), was den Stromverbrauch reduziert.
- Abschätzung: ca. 0,072 kWh pro Personenkilometer (inkl. konservativer Annahmen). Vergleich: ICE liegt bei ca. 0,08 kWh/pkm.
Datengrundlagen:
Alle sonstigen Berechnung basiert auf europäischen Durchschnittswerten aus der Schweizer KBOB-Datenbank.
Unsicherheiten:
- Tatsächliche Auslastung aller Verkehrsmittel ist ein kritischer Faktor.
- Unterschiede in Strommix je nach Land können die Ergebnisse beeinflussen.
Die untersuchten Szenarien (jeweils für 2 Personen mit Tageszug, Nachtzug, Benzinauto und Flugzeug):

Bern – Kopenhagen
- Nachtzug (Einstieg Basel)
- Flug ab Basel mit Taxitransfer zum und vom Flughafen
Bern – Malmö
- Nachtzug über Kopenhagen
- Flug ab Basel nach Kopenhagen mit Taxitransfer zum und vom Flughafen
Bern – Stockholm
- Tageszug und Auto jeweils inkl. Zwischenübernachtung, z. B. Hamburg
- Für den Nachtzug ab Malmö weiter mit Hochgeschwindigkeitszug (4.30 h) nach Stockholm
- Flug ab Basel mit Taxitransfer zum und vom Flughafen
Ergebnisse der Klimabilanz pro Person und Weg:
- Tageszug: leicht höher als der Nachtzug, da höhere Fahrgeschwindigkeiten, und ggf. Hotelübernachtung (siehe Szenario Bern-Stockholm)
- Flug: etwa 10-mal höhere Emissionen als Nachtzug (inkl. RFI-Faktor für zusätzliche Emissionswirkungen in der Atmosphäre)
- Auto: deutlich schlechter als Bahn
Fazit: Nachtzüge sind nicht nur komfortabel, sondern auch eine der klimafreundlichsten Optionen für Reisen nach Skandinavien.

Weitere, nicht berücksichtigte Vorteile der Nachtzüge:
- Nutzung von Bandstrom in der Nacht (bessere Strommix-Auslastung z.B. von Windstrom)
- Mitnahme von Fahrrädern und Gepäck
- Geschäftsreisen ohne zusätzliche Hotelübernachtung
- Entspannter Start in den Urlaub ohne frühes Aufstehen für Fahrt zum Flughafen
Fazit der Klimabilanz für den Nachtzug nach Kopenhagen und Malmö
Die neue Verbindung Basel–Malmö ist ein wichtiger Schritt für nachhaltige Mobilität in Europa. Der Nachtzug ist eine ökologisch sinnvolle und gesellschaftlich kosteneffiziente Lösung. Er bietet eine attraktive Option für Reisende, die Nachhaltigkeit ernst nehmen – und das zu einem Bruchteil der Kosten, die technologische CO₂-Entfernung aus der Atmosphäre heute verursacht.