SUSMILK - Neugestaltung von Molkereien für eine nachhaltige Milchverarbeitung (2013-2016)
Die Nahrungsmittelindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftssektor. Molkereien sind dabei für 13% des Gesamtumsatzes in der europäischen Nahrungsmittel- und Getränkeverarbeitung verantwortlich. Das Ziel des SUSMILK Projektes war ein Paradigmenwechsel des Gesamtsystems um den Energie- und Wasserverbrauch zu minimieren und auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Dafür arbeiten 21 Partner aus ganz Europa in einem Konsortium für das 7. EU Rahmenprogramm zusammen, welches von der europäischen Kommission gefördert wird.
Die Milchverarbeitung benötigt verschiedene Wärme- und Kältequellen. Eine Hauptidee der Forschung ist die Substitution von Dampf durch Heisswasser, das mit erneuerbarer Energie erhitzt wurde. Die Versorgung mit Wärme und Strom soll durch Wärmekraftkopplung, Wärmepumpen, Sonnenkollektoren, Biogas und andere am Standort produzierte Energie, z.B. aus Abfallnutzung, sichergestellt werden.
Die Maschinen und Geräte werden in der Lebensmittelindustrie oft über 30 Jahre lang genutzt. Deshalb haben Investitionen in Energieeffizienz und CO2-Emissionen über Jahrzehnte positive Auswirkungen. Um eine nachhaltige Energieversorgung über diesen langen Zeitraum zu sichern, ist es notwendig, Veränderungen im System so früh wie möglich anzustossen.
Zur Einhaltung der Hygienestandards sind aufwändige und wasserintensive Reinigungsprozesse notwendig. Das Abwasser weist eine hohe organische Belastung auf. Mithilfe des Projektes sollen geschlossene Wasserkreisläufe entwickelt und Wärme zurückgewonnen werden. Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion des Wasserverbrauchs, die in diesem Projekt weiter untersucht wird, ist die Vorkonzentrierung von Milch direkt nach dem Melken auf dem Bauernhof. Mit dieser Massnahme können Transporte eingespart und die Grösse der Infrastruktur in der Molkerei minimiert werden. Die Produktion von Käse, Joghurt und anderen Produkten wird damit effizienter.
Im SUSMILK Projekt werden die technischen Komponenten weiter entwickelt, bei Partnerbetrieben installiert und getestet. In einer Prozesssimulation wird das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten für eine "grüne Molkerei" getestet.
ESU-services untersucht die ökologischen Vor- und Nachteile der technischen Optionen im Rahmen einer Ökobilanz. Diese Arbeit passt gut in unsere bisherigen Erfahrungen und kombiniert unsere Arbeiten zur Nahrungsmittelproduktion und zu Energiesystemen.
Ökobilanz für Verbesserungsoptionen in der Milchverarbeitung
Im Rahmen des SUMILK-Projektes wurde ein detailliertes Modell der Stoff- und Energieflüsse für verschiedene Prozesse innerhalb einer Molkerei entwickelt. ESU-services führte eine Ökobilanz durch, welche die Umweltrelevanz von Energie- und Wassernutzung für die verschiedenen Prozessschritte analysiert. Ausserdem zeigt die Ökobilanz das Potential verschiedener Verbesserungsoptionen auf, welche die Umweltbelastung von Wärme-, Kälte- und Strombedarf reduzieren sollen. Für die Analyse der Verbesserungsoptionen wurden viele Daten von Projektpartnern erhoben.
Die Umweltauswirkungen werden von der Wiege bis zum Molkereitor analysiert. Die Auswirkungen in 15 Umweltkategorien (empfohlen vom europäischen Forschungszentrum für Ökobilanzen) und der kumulierte Exergiebedarf werden analysiert. Zusätzlich werden die Resultate der Kategorien mit verschiedenen Ansätzen zu einem Einzelwert zusammengefasst. Beide Arten von Resultaten werden für die folgenden Empfehlungen berücksichtigt.
Der grösste Anteil der Umweltbelastung stammt aus der Rohmilchproduktion. Wie Rohmilch produziert wird, spielt somit eine grosse Rolle bei den Umweltauswirkungen von Milchprodukten. Umweltstrategien sollten demnach prioritär den Rohmilch-Einkauf und die Verminderung von Milchverlusten in der Molkerei ins Auge fassen. Andere wichtige Aspekte sind die Wahl der Verpackung, Abwasserbehandlung und Transport der Rohmilch zur Molkerei. Die Umweltbelastung von Strom- und Wärmebedarf sollte auch betrachtet werden, während die Belastung durch die Chemikalien, welche für die Maschineninnenreinigung verwendet werden, sehr gering ist.
Verschiedene Verbesserungsoptionen, welche Wärme, Kälte und Strom bereitstellen, wurden in der Ökobilanz verglichen. Die beste Option ist eine Reduktion des Energiebedarfes mit einem intelligenten Prozessdesign oder durch den Einbau von Wärmetauschern.
Möglich ist auch der Ersatz konventioneller Technologien mit umweltfreundlicheren Alternativen. Für Wärme kann eine erdgasbetriebene Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) als Ersatz für einen Erdgasboiler empfohlen werden. Wenn noch Abwärme mit genügend hoher Temperatur vorhanden ist, kann auch eine Wärmepumpe, welche mit einem Erdgasmotor betrieben wird, empfohlen werden. Solarkollektoranlagen und eine holzbetriebene KWK haben höhere Umweltauswirkungen in einigen Umweltwirkungskategorien und niedrigere in anderen. Das bedeutet, dass die Empfehlung von persönlichen Wertentscheiden abhängt. Bei den Solarkollektoren lässt sich sagen, dass eine Installation auf einem Flachdach besser ist als die Installation auf offenem Gelände. Der Anteil der Wärme, welche durch Solarkollektoren geliefert werden kann, hängt von der verfügbaren Dachfläche und dem Standort ab. Südeuropa schneidet deshalb besser ab. Auch die Wahl der zusätzlichen Wärmequelle ist relevant für eine Beurteilung von solarer Wärme. Eine Pelletheizung kann nicht empfohlen werden, weil diese in vielen Umweltkategorien höhere Umweltauswirkungen als der Erdgasboiler aufweist.
Beim Kältebedarf kann Grundwasserkühlung als Ersatz für elektrische Kühlung klar empfohlen werden, solange kein lokales Umweltproblem dadurch verursacht wird (Wassertemperatur oder –knappheit). Wenn Abwärme vorhanden ist, kann auch die Installation eines Absorptionskühlers empfohlen werden. Wenn für den Wärmebedarf ein KWK installiert wurde, kann der Absorptionskühler auch diese Wärme nutzen, wobei das Reduktionspotenzial im Vergleich zur Nutzung von Abwärme viel geringer ist.
Das detaillierte Molkereimodell kann auch dazu verwendet werden, die Relevanz verschiedener Unterprozesse innerhalb der Molkerei besser zu verstehen und dadurch die Umweltauswirkungen der Milchverarbeitung besser auf einzelne Milchprodukte zu verteilen.
Publikationen
Jungbluth N., Keller R. and Meili C. (2017) Life cycle assessment of a detailed dairy processing model and recommendations for the allocation to single products. In: Int J LCA, Online First, pp., DOI: 10.1007/s11367-017-1392-x
Keller R., Jungbluth N. and Eggenberger S. (2016) Milk Processing – Life cycle assessment of a detailed dairy model and recommendations for the allocation to single products. In proceedings from: The 10th International Conference on Life Cycle Assessment of Food (LCA Food 2016), University College Dublin (UCD), Dublin, Ireland, 19th – 21st October 2016. Presentation / Paper
Jungbluth N., Keller R., Doublet G., König A. and Eggenberger S. (2016) Report on life cycle assessment, economic assessment, potential employment effects and exergy-based analysis: Part I - LCA. Deliverable 7.3. SUSMILK - Re-design of the dairy industry for sustainable milk processing, Seventh Framework Programme: Project no. 613589. Funded by EC. Deliverable D7.3.
Jungbluth N., Keller R., König A. and Eggenberger S. (2016) Life cycle inventory analysis. SUSMILK: Re-design of the dairy industry for sustainable milk processing. Project funded by the European Commission within the 7th Framework Programme. Project number n°613589. Deliverable D7.2 (confidential). ESU-services Ltd.
Jungbluth N., Keller R. and Doublet G. (2014) Goal and scope definition for the life cycle assessment. SUSMILK: Re-design of the dairy industry for sustainable milk processing. Project funded by the European Commission within the 7th Framework Programme. Project number n°613589. ESU-services Ltd., Zurich.
The research leading to these results has received funding from the European Community's Seventh Framework Programme (FP7/2007-2013) under grant agreement nº 613589.