Nachhaltige Lebensstile
Für die Förderung des Umweltbewusstseins bei Konsumenten und Konsumentinnen wird eine gesamtheitliche Betrachtung der Umweltbelastungen benötigt. Diese ermöglicht es, besonders relevante Aspekte unseres Lebensstils aufzuzeigen und eine effiziente und effektive Reduktion von Umweltbelastungen auf individueller Ebene zu fördern. Dadurch wird es auch Einzelpersonen ermöglicht, neben Wirtschaft und Politik einen wertvollen Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zu leisten.
Niels Jungbluth, Geschäftsführer und Inhaber von ESU-services, hat seine Dissertation im Projekt "Energie, Treibhausgase und Lebensstile" 1996-2000 erarbeitet. Seither wurden diverse Studien und Berechnungen zu diesem Thema bei ESU-services erarbeitet. Wir haben die Datengrundlage für verschiedene Umweltrechner erstellt, z.B. den ECO2 Privat-Rechner, sowie den Fussabdruck-Rechner des WWF Schweiz und der Klimarechner des WWF Deutschland. Darauf basierend wurde z.B. für die EWL ein vereinfachter Fragebogen und für das Magazin "die Republik" ein Klimagame erstellt. In einem Artikel für die Zeitschrift des BAFU wurden weitere Ideen für klimafreundliche Lebensstile entwickelt. Auch im Projekt "Wir leben 2000 Watt" für die Stadt Zürich werden Grundlagenarbeiten und Auswertungen vorgenommen, um die Erreichung der entsprechenden politischen Ziele zu unterstützen. Eine von uns entwickelte Methodik erlaubt es das Potenzial von einzelnen Massnahmen bzw. Veränderungen für eine Reduktion der Gesamtbelastungen zu berechnen und damit unterschiedliche Massnahmen miteinander zu vergleichen. Damit können entsprechende Grundlagen für politische Entscheidungen zur Verfügung gestellt werden.
Wegen ihrer Bedeutung in der Gesamtbilanz des Konsums sind dabei die Bedürfnisfelder Ernährung, Energienutzung und Mobilität die Hauptthemen. Nachhaltige Lebensstile waren auch das Thema des Schweizer Diskussionsforums Ökobilanzen Nr. 49 im September 2012 welches von ESU organisiert wurde.
Reduktionspotenziale
Dem Verhalten von Haushalten kommt bei der Erreichung von Zielen für eine Grüne Wirtschaft als Teil der nachhaltigen Entwicklung eine wichtige Rolle zu. In einer Studie von ESU wurden zunächst die durch Schweizer Haushalte verursachten Umweltbelastungen berechnet (8250 Watt, 12.8 Tonnen Treibhausgasemissionen bzw. 20 Mio. Umweltbelastungspunkte pro Person). Von diesen Belastungen fällt mehr als die Hälfte in den drei Konsumbereichen Mobilität, Wohnen (insbesondere Energieverbräuche) und Ernährung an. Hierauf aufbauend wurden verschiedene Möglichkeiten zur Reduktion der Belastungen verglichen. Dabei könnten die höchsten Einsparpotenziale bei den Gesamtbelastungen durch eine umwelt- und gesundheitsbewusste Ernährung (weniger Fleisch und Genussmittel, Bioprodukte und keine eingeflogenen Produkte, keine Nahrungsmittelverluste) erzielt werden. Energiesparendes Verhalten in Haushalt und Verkehr, sowie die Nutzung umweltfreundlicher Energieträger bzw. Verkehrsmittel sind speziell dann wichtig, wenn Treibhausgasemissionen und Primärenergiebedarf reduziert werden sollen. Das in dieser Studie entwickelte Analyseraster kann in zukünftigen wissenschaftlichen Arbeiten verwendet werden, um die Umweltauswirkungen von Änderungen des Konsumverhaltens abzuschätzen.
Regionale Anpassung der Reduktionspotentiale
Die für die Schweiz untersuchten Reduktionspotenziale wurden im Rahmen einer weiteren Studie für die Stadt Zürich auf die dortigen Verhältnisse angepasst. Hierzu wurden die Unterschiede bei einer Auswertung der Umweltbelastungen aufgrund des privaten Konsums bzw. bei einer Auswertung von Energieverbräuchen entsprechend der 2000-Watt Methodik vertieft diskutiert. Ziel war die Festlegung der von der Energieforschung Stadt Zürich benutzten Systemgrenzen, der zu betrachtenden Umweltbelastungsindikatoren, der Berechnungsgrundlagen für die Gesamtbilanz pro Person, der relevanten Themenbereiche sowie die Darstellung der Ausgangslage in der Stadt Zürich. Da die Stadtzürcher Haushalte eher weniger Auto fahren sowie eine ökologischeren Strom- und Wärmemix beziehen als die Schweizer, werden für Ihr Verhalten etwas geringere Umweltbelastungen berechnet. Diese sind jedoch deutlich höher als die bisher auf Grundlage der 2000-Watt-Systematik zugrunde gelegten Belastungen. Aufbauend auf dieser Analyse wurden die Wirkungspotenziale der im Rahmen von Energieforschung Stadt Zürich geplanten Massnahmen zu Verhaltensänderungen abgeleitet. Die Studien zu den Reduktionspotenzialen wurden mit einem Anerkennungspreis beim Zurich Klimapreis Schweiz & Liechtenstein gewürdigt.
Fragen rund um unsere persönliche Ökobilanz im Radio
Morgengast Christoph Meili im SRF 1 am 24.03.2021
Publikationen zum Thema Umweltbelastungen des Lebensstils
Jungbluth N. and Meili C. (2020) Kurzversion eines Footprintrechners für die Schweiz. ESU-services Ltd. im Autrag von EWL energie wasser luzern.
Jungbluth N. and Meili C. (2018) Anpassung WWF Footprintrechner für Deutschland. ESU-services Ltd. im Autrag von WWF Deutschland, Schaffhausen.
Niels Jungbluth (2017) Umweltbelastungen des privaten Konsums und Reduktionspotenziale. Kolloquium im WiSe 2017/18 am artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit, Bremen, Deutschland
Jungbluth N. and Meili C. (2017) Update der Bereiche Mobilität und Konsum allgemein im WWF Footprintrechner. ESU-services Ltd. im Autrag von WWF Schweiz, Schaffhausen.
Niels Jungbluth (2014) Welche Handlungen verursachen welche Umweltbelastung? Fachtagung Umweltuntericht für Umweltlehrpersonen, Pusch - Praktischer Umweltschutz Schweiz, EAWAG Dübendorf, 29.10.2014
Niels Jungbluth (2014) Umweltbelastungen der Schweiz: Produktion, Konsum, Reduktion. Vortrag für die Master-Lehrveranstaltung "Unternehmerisches Nachhaltigkeitsmanagement", Institut für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG), Universität St. Gallen am 25.9.2014
Kissling-Näf I., Bernath K., Seyler C., Fussen D., Jungbluth N. and Stucki M. (2013) RessourcenEFFizienz Schweiz REFF: Grundlagenbericht zur Ressourceneffizienz und Rohstoffnutzung. Ernst Basler+ Partner AG und ESU-services GmbH im Auftrag Bundesamt für Umwelt (BAFU), Abteilung Abfall und Rohstoffe, Bern.
Jungbluth N., Itten R. and Stucki M. (2012) Umweltbelastungen des privaten Konsums und Reduktionspotenziale. ESU-services Ltd. im Auftrag des BAFU, Uster, CH
Jungbluth N. and Itten R. (2012) Umweltbelastungen des Konsums in der Schweiz und in der Stadt Zürich: Grundlagendaten und Reduktionspotenziale. ESU-services GmbH im Auftrag der Energieforschung Stadt Zürich, Zürich.
Niels Jungbluth: Umweltbelastung durch den Konsum von Lebensmitteln und Reduktionspotenziale. Ernährung – Umwelt – Gesundheit, 19 Juni 2012, Stadtökologie Baden
Stucki M., Schori S., Itten R. and Jungbluth N. (2012) Aus Umweltsicht prioritäre Produkte in der Schweiz. ESU-services GmbH, Uster, im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) (unpublished), Uster, CH.
Jungbluth N., Nathani C., Stucki M., Leuenberger M. 2011: Environmental Impacts of Swiss Consumption and Production. A combination of input-output analysis with life cycle assessment. Federal Office for the Environment, Bern. Environmental studies no. 1111: 171 pp.
CO2-Reduktion im Alltag: Der Klimaschutz-Lifestyle. Manche Leute erfüllen bereits heute die klimapolitischen Ziele der Schweiz für das Jahr 2020 – zum Teil, ohne sich dessen bewusst zu sein. Gehören Sie auch dazu? Artikel im Magazin UMWELT 3/2008 Klimawandel basierend auf einer Studie von ESU-services im Auftrag des BAFU.
Jungbluth N., Frischknecht R. and Faist Emmenegger M. (2001) Database Footprint Calculator Switzerland. ESU-services im Auftrag des WWF Schweiz, Uster